Dieser Artikel wurde mir vom VFR Verlag für Rechtsjournalismus GmbH zur Veröffentlichung bereitgestellt. Ich finde es sehr interessant, das Thema Krötenwanderung auch unter dem Aspekt der (verkehrs-) rechtlichen Rahmenbedingungen zu beleuchten.

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Ihr Name verrät es: Amphibien “leben doppelt” – sie verbringen sowohl Zeit im Wasser als auch an Land. Die meisten Arten verlassen daher mit Eintritt der kalten Jahreszeit Teich oder See und verbringen den Winter in geschützten Erdhöhlen oder unter Mauervorsprüngen. Neben Fröschen und Salamandern gilt das auch für Kröten – die entsprechend im Frühjahr wieder den Weg zu ihren Laichgründen antreten. Oft müssen sie dabei Straßen überqueren: eine Gefahr sowohl für die Tiere als für euch als Autofahrer. Bei mir erfahrt ihr, wann und wo ihr mit einer Krötenwanderung rechnen und wie ihr euch hinter dem Steuer eines Kraftfahrzeugs verhalten solltet.

Wann musst du mit einer Krötenwanderung rechnen?

Eigentlich sagt man ja, dass Elefanten nicht vergessen. Aber auch Kröten wissen noch nach Jahren genau, in welchem Gewässer sie selbst geboren wurden. Und genau dort möchten sie auch ihre eigenen Eier ablegen. Aus diesem Grund kehren sie mit steigenden Temperaturen an genau diese Stelle zurück. Abhängig von den Witterungsverhältnissen des jeweiligen Jahres kann diese Krötenwanderung bereits Ende Januar beginnen, ihren Höhepunkt erreicht sie zumeist Mitte März. Und spätestens im Mai ist der Zug am Wasser angekommen – bis es im Herbst wieder ins Landesinnere geht.

Das heißt: wenn sie ankommen. Denn viele Kröten lassen bei der Überquerung von Landstraßen ihr Leben. Unter anderem, weil sie sich besonders gerne bei Nieselregen und nach Anbruch der Abenddämmerung auf den Weg begeben. So sind sie besonders schlecht von Autofahrern wie dir und mir zu erkennen.

Eine gute Sache hat das „Navigationssystem“ im Gedächtnis der Amphibien: Sie nehmen in jedem Jahr die ungefähr gleichen Strecken. So können die verantwortlichen Verkehrsbehörden während der Saison mit Gefahrenzeichen auf die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Krötenwanderung hinweisen.

Diese Schilder weisen dich auf eine Krötenwanderung hin

Bis zu 10.000 Kröten pro Nacht überqueren zur absoluten Hochzeit der Amphibienwanderung im Durchschnitt Deutschlands Straßen. Als Hinweis für ein voraussichtlich erhöhtes Aufkommen dienen dir die Verkehrszeichen101-14 und 101-24. Im Prinzip sehen sie gleich aus:

  • dreieckige Form mit der Spitze nach oben
  • weißer Hintergrund, breiter roter Rahmen
  • mittiges Piktogramm eines schwarzen Frosches

Der einzige Unterschied der offiziell als “Achtung! Amphibienwanderung” bezeichneten Gefahrenschilder liegt in der Blickrichtung des Tieres: Auf dem Schild 101-14 schaut es nach rechts, auf 101-24 nach links. So weißt du als Autofahrer, von welchem Fahrbahnrand die Kröten auf die gegenüberliegende Straßenseite wechseln.

In Einzelfällen werden die Gefahrenzeichen nach § 40 der Straßenverkehrsordnung (StVO) noch durch das Sinnbild 1006-37 „Krötenwanderung” gemäß § 39 StVO ergänzt. Weitere Zusatzzeichen grenzen beispielsweise Uhrzeiten ein, an denen mit einem erhöhten Aufkommen an Kröten auf der Fahrbahn gerechnet werden muss.

So solltest du dich bei Krötenwanderungen verhalten

Mit den Gefahrenschildern sollen zwei Ziele zugleich erreicht werden:

  1. Verhinderung des unnötigen Todes unzähliger Kröten
  2. Hinweis für Verkehrsteilnehmer auf eine erhöhte Rutschgefahr

Sobald ihr ein Hinweisschild zu einer möglichen Krötenwanderung erkennt, solltet ihr umgehend die Geschwindigkeit eures Fahrzeugs reduzieren. Behaltet Straße und Fahrbahnrand besonders gut im Auge. Versucht, Amphibien auf der Fahrbahn auszuweichen. Bringt dabei allerdings nicht euch oder andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr. Und haltet auf keinen Fall an, um den Tieren über die Straße zu helfen. Gerade bei Dunkelheit bergen abgestellte Autos oder Motorräder Unfallrisiken – und ihr selbst begebt euch so ebenfalls in Gefahr.

Hinweis: Achte auch auf Tierschützer, die zum Schutz der Kröten oft zu Fuß an den Schnellstraßen entlanglaufen.

Mit diesen Konsequenzen musst du bei Rechtsverstößen rechnen

Die StVO unterteilt Verkehrszeichen in drei Hauptgruppen:

  1. Gefahrzeichen warnen vor erhöhten Verkehrsrisiken
  2. Richtzeichen geben Empfehlungen zur Verkehrssicherheit
  3. Vorschriftzeichen enthalten Ge- und Verbote, die verpflichtend einzuhalten sind

Alle Zeichen können durch Zusatzschilder spezifiziert werden.

Mit den Schildern 101-14 sowie 101-24 wird vor der Gefahr einer Amphibienwanderung gewarnt. Grundsätzlich also dienen sie dir zur Information und legen ein besonders aufmerksames Fahrverhalten nahe.

Allerdings stehen in Deutschland bereits seit 1980 sämtliche indigenen Amphibienarten unter Artenschutz – selbst diejenigen, die nicht in ihrer Art gefährdet sind. Inzwischen hat ganz Europa nachgezogen. Auf dem Kontinent lebende Amphibien gelten als besonders schützenswert, weshalb weder die Tiere getötet noch ihre Lebensräume zerstört werden dürfen.

Gesetzesvorschriften zu geschützten Tier- und Pflanzenarten findet ihr in § 44 Bundesnaturschutzgesetz. Bei vorsätzlicher oder grob fahrlässiger Tötung oder der Verletzung besonders geschützter Amphibien drohen euch Bußgelder. Die maximalen Höhen werden von den einzelnen Bundesländern festgesetzt:

  • Rheinland-Pfalz: 5.000 Euro
  • Saarland: 10.000 Euro
  • Mecklenburg-Vorpommern: 20.000 Euro
  • Brandenburg: 65.000 Euro
  • alle anderen Bundesländer: 50.000 Euro

Auf derRoten Liste der Weltnaturschutzunion für Amphibienstehen aktuell unter anderem die folgenden Tiere:

  • Geburtshelfer-, Knoblauch-, Wechselkröte
  • Gelb- und Rotbauchunke
  • Laub-, Moor-, Kleiner Wasserfrosch

Hinweis: Möchtest du exotische Frösche als Haustiere halten, musst du deiner zuständigen Behörde einen Herkunftsnachweis der Tiere einreichen. Andernfalls verstößt du gegen das Washingtoner Artenschutzgesetz und begehst eine Ordnungswidrigkeit.

Weshalb sind Kröten geschützt?

Von weltweit gut 7.000 Amphibienarten in freier Wildbahn leben unter 100 in Europa, in Deutschland nur rund 20. Fast zwei Drittel sind aufgrund verschmutzter Gewässer, Dünger oder Verpackungsmüll vom Aussterben bedroht. Denn Amphibien atmen über die Haut und nehmen giftige Stoffe daher besonders schnell auf.

Doch nicht nur wegen der schwindenden Population solltest auch du dich für den Schutz von Kröten einsetzen. Sie sind auch ein wichtiger Bestandteil der natürlichen Nahrungskette, fressen Weich- und Gliedertiere und bekämpfen nachhaltig Schädlinge in Gärten und auf Feldern.

Diese offiziellen Schutzmaßnahmen gibt es

Damit die Kröten gar nicht erst Schnellstraßen überqueren, errichten viele Tierschützer an stark frequentierten Stellen vorübergehend Schutzanlagen. Diese Krötenzäune aus farbigem Kunststoff sind rund 50 Zentimeter hoch und verlaufen parallel zur Straße. So werden die Amphibien vor der Fahrbahn aufgehalten und im Anschluss auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder ausgesetzt. In seltenen Fällen werden auch Krötentunnel aus Beton- oder Stahlröhren dauerhaft erbaut.

So kannst du Kröten helfen

Mit einer umsichtigen Fahrweise kannst du Kröten bereits helfen. Noch besser ist es, du meidest als Autofahrer im Frühjahr und Herbst ausgewiesene Kröten-Wanderwege komplett. Hast du einen Garten, sorge für tierfreundliche Bepflanzungen ohne chemische Schutzmittel und einen Unterschlupf vor Fressfeinden oder Hitze. Zur Überwinterung eignen sich gestapelte Holzscheite und Komposthaufen, zum sommerlichen Brüten eine Wasserstelle. Vermindere schließlich Gefahren wie Löcher durch Kletterhilfen und sorge für einen sicheren Durchschlupfplatz im Zaun. Die Kröten werden es dir danken!

(c) Titelbild: Simone auf Pixabay